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Newsletter vom 30.12.2024

30. Dezember 2024

Betonblöcke, Blindgänger – und Warten auf den geänderten Bauantrag


Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,


sind die Bohrungen am Damm schon die Vorarbeiten für die Spundwand? Für die Bäume auf dem Damm sieht es gut aus, oder? Sollten in diesem Jahr nicht die vielen Einwendungen erörtert werden? Wie geht es denn jetzt weiter?


Diese und verwandte Fragen haben wir in den vergangenen Wochen mehrfach individuell beantwortet. Heute informieren wir Sie über unseren Kenntnistand und unsere Einschätzung dazu.


Untersuchungen des Baugrunds in größerer Tiefe

Um Spundwände leichter in den Untergrund einzubringen, werden teils Vorbohrungen durchgeführt. Sie ermöglichen es zum Beispiel, den Boden aufzulockern oder Lärm und Vibrationen beim Einpressen der Spundbohlen zu verringern. Vom Einbau einer durchgehenden Spundwand in unseren Rheindamm sind wir jedoch weit entfernt.


Die aktuellen Bohrungen – die voraussichtlich bis April 2025 andauern – dienen einem anderen Zweck: Sie sollen Erkenntnisse über den Baugrund und die Grundwasserverhältnisse in größerer Tiefe liefern. Für die Planung und Ausführung einer durchgehenden statisch wirksamen Spundwand sind diese Informationen unerlässlich.


Beispielsweise wurden bei Bohrarbeiten 2019 im Damm hinter den Kleingärten größere Betonteile entdeckt, die laut Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe vor der Einbringung einer Spundwand tiefbautechnische Vorarbeiten voraussetzen.


Vorarbeiten für die Bohrungen: Kampfmittelsuche am Damm hinter den Kleingärten im November 2024


Aufwendige Suche nach Kampfmitteln

Zuvor wurde der Damm im November auf Kampfmittel überprüft. Die Sondierungen sind erforderlich, da das Gebiet um den Rheindamm noch 1945 teils stark bombardiert wurde und der Verdacht auf Blindgänger besteht.


Weitere Untersuchungen unentdeckter Munition werden gegebenenfalls im Rahmen der Ausführungsplanung durchgeführt. Zusätzlich sind sie baubegleitend vorzunehmen.


Für die Sicherheit sind Kampfmittelsondierungen essenziell, keine Frage. Allerdings können sie laut Antrag des RP zu Problemen und Verzögerungen im Bauablauf führen. Schon dieser einzige Aspekt verdeutlicht, dass eine Dammertüchtigung erheblich aufwendiger und langwieriger ist, als sich das manche vorstellen.


Baumgutachter weiterhin nicht bekannt

Sehr arbeits- und zeitintensiv dürfte auch die Erstellung des kürzlich angekündigten Baumgutachtens sein. Denn der Sachverständige muss zunächst den kompletten Baumbestand auf und am Damm bewerten. Danach hat er zu prüfen, welche der Tausenden Bäume bei Einbringung einer Spundwand erhalten werden können.


An wen das RP den Auftrag vergibt, ist nach wie vor offen. Der Vertrag sei noch nicht unterschrieben, hieß es vonseiten des RP Anfang Dezember (wie schon nach der Pressemitteilung der Behörde Ende Oktober). Im Januar oder Februar will die Behörde den Namen bekanntgeben und über weitere Schritte der Planung informieren.


Erhalt des kostbaren Baumbestands – der wesentliche Streitpunkt

Wir vermuten, dass es alles andere als einfach für das RP war, einen geeigneten Baumgutachter  zu finden – der darüber hinaus bereit ist, diese Mammutaufgabe  zu übernehmen. Schließlich ist der Erhalt des kostbaren Baumbestandsneben dem Hochwasserschutz der wesentliche Streitpunkt in diesem Jahrhundertprojekt.


Auch wenn wir uns wiederholen: Ja, es sieht inzwischen etwas hoffnungsvoller aus für die Bäume auf und am Damm. Doch nur weil das RP jetzt endlich die Spundwandlösung prüft und einen Baumgutachter einschaltet, sind unzählige Baumriesen längst nicht gerettet.


Alles geht wieder von vorne los – und dauert

Bis die Ergebnisse des Baumgutachtens sowie der weiteren vom RP angekündigten Untersuchungen vorliegen und aufbereitet sind, werden wahrscheinlich mehrere Monate ins Land gehen.


Wenn das RP auf dieser Basis die Spundwandvariante tatsächlich planen (und nicht wieder aus fadenscheinigen Gründen verwerfen) sollte, geht alles wieder von vorne los:


  • Das RP reicht die überarbeiteten Planunterlagen bei der Stadt Mannheim ein.
  • Die bei der Stadt zuständige Untere Wasserbehörde prüft, ob der geänderte Antrag vollständig und verständlich ist.
  • Die angepassten Planungen werden veröffentlicht.
  • Wir Bürgerinnen und Bürger können ein weiteres Mal Einwendungen erheben und die Träger öffentlicher Belange, Verbände und Vereinigungen Stellungnahmen abgeben.


Das heißt: Die rund 5.500 Einwendungen aus der Bevölkerung gegen den ursprünglichen Plan werden nicht (mehr) verhandelt. Sie waren aber alles andere als vergebens: Dass das RP Karlsruhe nun die Spundwand-Variante prüft, ist das Ergebnis dieser vielen, offensichtlich stichhaltigen Einwendungen sowie der substantiierten Stellungnahmen etlicher Umwelt- und Naturschutzverbände, von uns Bürgerinitiativen und nicht zuletzt der Stadt Mannheim. Erörtert werden (wohl frühestens 2026) die erneuten Einwendungen und Stellungnahmen.


So wird noch viel Wasser den Rhein hinunterfließen, bis unser Rheindamm saniert sein wird. Was (ganz abgesehen vom Fachkräftemangel in der Baubranche) unter anderem daran liegt, dass das RP Karlsruhe parallel andere Hochwasserschutzprojekte plant oder durchführt, infrage kommende Planungsbüros für Wasserbau rar gesät und – angesichts zunehmender Hochwasserereignisse – stark gefragt und mehr als ausgelastet sind.


Wir bleiben dran ...

Wir werden wachsam bleiben, uns weiter mit den Zuständigen in Karlsruhe und Mannheim austauschen, gegebenenfalls den Verantwortlichen in Stuttgart auf die Füße treten, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen, jeden weiteren Schritt der Planer und jede Äußerung der Projektverantwortlichen kritisch begleiten, hierfür unsere Netzwerke – allen voran das Umweltforum Mannheim und die Bürgerinitiative für eine verträgliche Retention im Paminaraum e.V. – pflegen und nutzen und bei Bedarf wieder Expertenwissen und juristischen Rat einholen.


… und sagen Danke für jegliche Unterstützung

Für jegliche Unterstützung bei unserer Herzensangelegenheit, den einzigartigen Waldpark zu bewahren, sind wir nach wie vor sehr dankbar.


Gerade in diesem Jahr, in dem das Thema Bäume auf dem Rheindamm in der Öffentlichkeit und den Medien wenig präsent war, haben wir uns über jede kleine und große Spende ganz besonders gefreut. Auch wenn es 2024 keine größeren Aktionen gab, hatten wir laufende Kosten für Flyer, unsere Website und das Newsletter-Programm zu decken.


Außerdem freuen wir uns immer über positives Feedback und ermutigenden Zuspruch so mancher Newsletter-Abonnenten. Auch dafür sagen wir heute Danke.


Im Waldpark sind durch häufigere Hitze, Trockenheit und Stürme mehr und mehr Bäume geschädigt. So gilt unser Dank auch dem Team Stadtbaum und der Unteren Forstbehörde Mannheim, die mit Baumkontrolle und -pflege sowie Nachpflanzungen kaum hinterherkommen. 


Ein voller Erfolg: Der Waldputztag im Waldpark im März 2024 (Bildquelle: Forstamt Mannheim)


„Waldputztag“ am 18. Januar 2025

Die Forstbehörde und der Eigenbetrieb Stadtraumservice organisieren auch 2025 „Waldputztage“. Im Waldpark findet er am Samstag, 18. Januar, ab 10 Uhr, statt. Verpflegung und Ausrüstung stellt das Forstamt bereit. Anmeldungen sind bis zum 15. Januar unter forstbehoerde@mannheim.de möglich.


Als Initiative Waldpark unterstützen wir diese Aktion. So würden uns sehr freuen, wenn Mitglieder unseres Vereins sowie weitere Freundinnen und Freunde des Waldparks wieder mitmachen würden. Der Frühjahrsputz im März war ein voller Erfolg (siehe dazu Unser Waldpark – keine Müllhalde!). Sicherlich gibt es auch im Januar genug aufzusammeln, unter anderem unzählige Überreste von Feuerwerkskörpern.



Jetzt wünschen wir Ihnen eine schöne Silvesternacht. Kommen Sie gut und gesund ins neue Jahr – und bleiben Sie uns gerne treu.


Herzliche Grüße


Sabine Jinschek  Michael Detmer

Initiative Waldpark Mannheim e.V.


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