Peter Schneider, Referatsleiter Hochwasserschutz beim Regierungspräsidium Karlsruhe, am 20.01.2025 auf dem Rheindamm Mannheim im Interview mit Sabrina Mann, SWR Baden-Württemberg. Links die Bohrkästen mit den verschiedenen Bodenschichten, die durch die Bohrarbeiten zutage kamen.
Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,
anlässlich der aktuellen Bohrungen fand am Montag ein Pressetermin auf dem Rheindamm statt. Was die Projektverantwortlichen des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe verlauten ließen, ist an Behördendenken und Engstirnigkeit zum Teil kaum zu überbieten.
Rücksichts- bis verantwortungslos handeln auch manche Mitmenschen, die unbedacht oder vorsätzlich Müll im Wald entsorgen. Erfreulich ist, wie viele auch dieses Mal beim Cleanup im Waldpark mitgeholfen haben.
Pressegespräch vor Ort
Seit Dezember werden am Damm Bodenuntersuchungen durchgeführt (wir berichteten). Bei den Bohrarbeiten in der Nähe des Restaurants Estragon zu Beginn dieser Woche trafen sich Projektbeteiligte des RP und der Stadt Mannheim mit Medienvertretern. Der SWR hatte den Termin initiiert. Vor Ort war zudem der Leiter der Baugrunderkundung Jürgen Santo, der schon das unzureichende geotechnische Gutachten zur bisherigen Planung mitverfasst hatte. Auch unsere Initiative Waldpark war vertreten.
Wie zu erfahren war, reichen die Bohrungen teils bis zu 30 Meter tief. Sie sind erforderlich, um zu ermitteln, ob bzw. wie tief sich eine durchgehende selbsttragende Spundwand in den Damm einbringen lässt. Maßgeblich dienen sie dazu, Aufschluss über die Wasserverhältnisse und die Beschaffenheit des Untergrunds zu gewinnen (siehe dazu auch Newsletter vom 04.11.2024). Zum Beispiel darf die Spundwand nicht an eine wasserundurchlässige Bodenschicht grenzen; sonst könnte sich Grundwasser in den Wohngebieten hinter dem Damm aufstauen.
Jens Teege (r.), Projektleiter der Rheindammsanierung Mannheim des RP Karlsruhe, im Gespräch mit Jan Millenet, Die Rheinpfalz. Links im Bild: Jürgen Santo, Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH, Leiter der Baugrunderkundung.
Viel interessanter als die technischen Details sind die teils unfassbaren Äußerungen des RP-Projektleiters Jens Teege zu den Planungen an sich. Er gab einem Bericht der Rheinpfalz zufolge offen zu: „Wir haben aufgetragen bekommen, dass wir eine schonende Variante prüfen müssen. […] Nun haben wir das Planungsziel geändert und prüfen eine überströmungssichere Bauweise. Würde nämlich bei der ersten Variante das Wasser über den Damm fließen, würde er irgendwann brechen und es gäbe eine Welle.“ Bei einer stabilen Spundwand, die auch noch stehen würde, wenn der Damm weggespült wäre, wären eine Welle und ein Bruch ausgeschlossen, wird Teege in dem Bericht weiter zitiert.
Auch wenn spätestens seit den Bildern der – baumfreien – aufgeweichten und gebrochenen Deiche in Deutschland im vergangenen Winter fast jedes Kind weiß, dass solche Erdbauwerke keine ausreichende Sicherheit bieten: Die Kaltschnäuzigkeit des RP lässt einen fassungslos zurück. Vor allem auch, wenn man bedenkt, dass das Umweltministerium in Stuttgart ebenso wie Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin des RP Karlsruhe, die bisher geplante Erdbau-Variante gebetsmühlenartig damit verteidigten, dass es um „Leib und Leben von 30.000 Menschen“ gehe und der Erddamm die sicherste Bauweise sei. (Ganz abgesehen davon, dass diese Zahl nicht stimmt; es gäbe deutlich mehr Betroffene.)
Was wir seit Jahren anprangern, hat Teege damit offiziell bestätigt: Das Projektteam in Karlsruhe hat – seit 2016! – an einer Sanierungsmethode festgehalten, die in Mannheim gegebenenfalls zu einer Hochwasserkatastrophe geführt und Zehntausende Menschen (sowie Tiere) gefährdet hätte. Und dafür hätte die Behörde noch Tausende lebenswichtige Bäume sinnlos abgeholzt!
Die Gespräche auf dem Damm untermauern darüber hinaus unsere Einschätzung, dass Bäume für das RP weiterhin keinen hohen Stellenwert haben. Zwar sagte Peter Schneider, Referatsleiter Hochwasserschutz und Gewässerökologie beim RP, vor laufender Kamera, es werde ein Baumgutachter beigezogen (siehe SWR Aktuell Baden-Württemberg vom 20.01.2025).
Nach dem SWR-Interview antwortete er jedoch auf die Frage, ob die Planer bei der Platzierung der Spundwand die Erkenntnisse des Baumgutachters berücksichtigen würden, damit möglichst viele Bäume erhalten werden, nur ausweichend. Man gehe Schritt für Schritt vor, „iterativ“, betonte er mehrfach. Aus seinen weiteren Ausführungen war herauszuhören: Die rein technische Planung hat für die Ingenieure beim RP klar Vorrang. Dass sich Hochwasserschutz und Naturschutz vereinbaren lassen, ist in der Behörde offenbar immer noch nicht richtig angekommen.
Auch war vonseiten der RP-Vertreter mehrfach die Aussage zu hören, die neue Variante werde „geprüft“. Zur Chance, dass sie in Mannheim realisiert wird, erwiderte Teege, die Frage sei, wie groß der Aufwand ist, heißt es in der Rhein-Neckar-Zeitung. Was ebenfalls bestätigt: Die statisch wirksame Spundwand ist keine ausgemachte Sache.
So müssen wir Bürgerinnen und Bürger uns weiterhin darauf gefasst machen, dass wir wahrscheinlich noch lange keine vernünftige Lösung zur Rheindammsanierung präsentiert bekommen. Dass wir wohl noch lange Widerstand gegen Bürokratie und Sturheit leisten müssen. Und dass Natur- und Klimaschutz noch lange keine Selbstverständlichkeit ist.
„Waldputztag“ im Waldpark am 18.01.2025: Vieles, was im Waldpark an Müll gesichtet wurde, passte gar nicht in die Müllsäcke (Bildquelle: Forstamt Mannheim)
Im Newsletter vom 30.12.2024 hatten wir um Teilnahme am „Waldputztag“ des Mannheimer Forstamts im Waldpark geworben. Die Aktion hat sich gelohnt: Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sammelten in nur zwei Stunden mehr als 250 Kilogramm Müll. Diese Unmenge an Abfall ist allerdings nicht allein das Ergebnis achtloser oder illegaler Müllentsorgung. Teils handelt es sich um Unrat, der durch Hochwasser unter anderem auf der Reißinsel angespült wurde.
Wir danken der Unteren Forstbehörde Mannheim sowie Norbert Krotz, dem zuständigen Förster und Revierleiter, für die Organisation und Durchführung des Cleanups. Ein großes Dankeschön geht auch an Frank Hoffmann, Unterstützer unserer Initiative Waldpark, der als staatlich zertifizierter Waldpädagoge (www.wildpfa.de) eine der sechs Gruppen leiten durfte. Etliche Mitglieder unseres Vereins halfen ebenfalls mit, unter anderem mit einer zusätzlichen Gruppe am Strandbad – auch dafür sagen wir heute nochmals Danke.
Herzliche Grüße
Sabine Jinschek Michael Detmer
Initiative Waldpark Mannheim e.V.