Im bayerischen „Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020plus“ heißt es 2019:
„Historische Deiche stellen häufig hochwertige Landschaftsbestandteile von Flussauen dar. […] Daher wurden im Rahmen des Aktionsprogramms 2020 Bauweisen entwickelt, mit denen die ökologischen Funktionen bestehender Deiche erhalten und Eingriffe in den Naturhaushalt sowie privates Grundeigentum vermieden werden können. Neben Stahlspundwänden werden hierzu Bauweisen mit tiefreichenden Bodenverfestigungen (Bodenvermörtelungen) eingesetzt. Aufgrund der deutlich geringeren Aufwendungen für Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen sowie Grunderwerb sind diese angepassten Bauweisen trotz insgesamt etwa 1,5- bis 2,5-fach höheren Baukosten häufig die wirtschaftlichste Lösung.“
Diese Vorgehensweise in Bayern ist ökologisch sinnvoll, weitsichtig – und auch erfolgreich: „Im Zuge des Aktionsprogramms 2020 wurden seit 2001 bereits 300km Deiche saniert und 120km neu gebaut sowie 10km Hochwasserschutzwände saniert und 38km neugebaut. Die sanierten und neu gebauten Bereiche haben sich bei dem Hochwasser 2013 bewährt und den Fluten sicher standgehalten.“ (Stand: 10/2019)
Das Hochwasserschutzprogramm 2020plus wird seit 2021 unter dem Titel PRO Gewässer 2030 fortgeführt; erweitert um die zwei weiteren Themen "Ökologie" und "Sozialfunktion".
Warum ausgerechnet im grün-geführten Ländle, das sich gern fortschrittlich gibt, Hochwasserschutz so rückständig und ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt praktiziert wird, lässt sich nicht erschließen. Das Umweltministerium in Stuttgart und die Planer in Karlsruhe sollten sich in dieser Hinsicht die Strategie des Bayerischen Landesamts für Umwelt und einiger dort zuständiger Wasserwirtschaftsämter zum Vorbild nehmen.
Ein Paradebeispiel für modernen Hochwasserschutz in Bayern ist die Deichsanierung in Landshut. Hier entschied sich das hiesige Wasserwirtschaftsamt für den Einsatz einer Spundwand aus Stahl, um die Rodung der Bäume auf dem Deich zu vermeiden.
Eine andere Lösung für umweltschonenden Hochwasserschutz wählte zum Beispiel das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim. Um sicherzustellen, dass der Deich bei Raubling auch extremen Hochwasserabflüssen des Inns standhält, wurde eine Dicht-Spundwand eingebracht. Diese Baumaßnahme ging nicht zu Lasten des Baumbestands, wie das Foto oben auf dieser Seite zeigt.