Hochwasserschutz in Uerdingen

Rheindeich Uerdingen: Sanierung mit ökologischer Baubegleitung

 

Die Sanierung des Uerdinger Rheindeichs ist ein gutes Beispiel dafür, dass andernorts keine Kosten und Mühen gescheut werden, Bäume auf Dämmen zu erhalten. Darüber hinaus belegt sie, dass Bäume am Rand eines Deichverteidigungswegs stehen bleiben können. (Was das Regierungspräsidium Karlsruhe bestreitet.)


Vor allem für die Anwohner am  Damm von großem Interesse: Die Spundwand ließ sich in den Deich einrammen, ohne dass die Häuser am Rand der Baustelle Schaden nahmen – selbst 500 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude nicht.


Anders als in Mannheim ist der Rheindamm in Uerdingen ein Hochufer. Anders als bei uns ist zudem ist der Wasserdruck des Rheins auf den Deich enorm, da der Fluss hier eine Kurve macht. In Mannheim dagegen liegt zwischen Damm und Rhein ein bis zu 1,5 Kilometer breiter Auwald, der Hochwasser bremst und dadurch die Fließgeschwindigkeit des Rheins verringert. Der Prallhang liegt gegenüber in Ludwigshafen.

 

Baumbestandene Grünanlage mit hohem Erholungs- und Freizeitwert

Vergleichbar ist die Situation insofern, als der Rheindeich in Uerdingen ebenfalls Teil eines stadtnahen Erholungsgebiets ist: Die Parkanlage an der alten Stadtbefestigung ist ein beliebter öffentlicher Freiraum, den die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Krefeld ausgiebig nutzen. Auch hier befindet sich ein stattlicher Bestand alter Bäume. Dessen Erhaltung hatte bei der Sanierung eine hohe Priorität.

 

Umliegende Gebäude beim Einrammen der Spundwand bestens geschützt

Aufgrund der beengten Platzverhältnisse wurde der Hochwasserschutz mit einer Stahlspundwand realisiert. Hierzu wurden die Stahlpaneele in Millimeterarbeit in den vorhandenen Dammkörper eingebracht. Als Baumethode wurde das Rammverfahren gewählt. Die Bohlen waren zwischen vier und elf Meter lang, bis zu 1,5 Tonnen schwer und wurden auch im Boden miteinander verschlossen.

 

Durch den immensen Kraftaufwand der Maschinen waren Vibrationen noch in den umliegenden Häusern zu spüren. Die Auswirkungen wurde mit Erschütterungsmessern überwacht, um die teils historischen Gebäude nahe der Baustelle zu schützen. Dadurch war die Akzeptanz der Maßnahme seitens der Anwohner groß, so Projektleiterin Petra Weber.

 

Besonderer Schutz für das Wurzelwerk der Bäume

Was trotz unzähliger Bohrungen und Bodenproben nicht absehbar war: Während der Baumaßnahme stießen die Experten unter anderem auf eine massive Kiesschicht, kontaminiertes Material und Betonteile. Aufgrund dieser Hindernisse reichten die Wurzeln der Bäume oft nicht tief in die Erde, sondern waren vermehrt nah an der Oberfläche zu finden.

 

In der Bauphase war es daher auch Aufgabe der ökologischen Baubegleitung, Beschädigungen der mächtigen Bäume durch das schwere Baugerät zu verhindern. Hierzu wurden auf der Deichkrone spezielle Wurzelbrücken eingebracht. Um deren optimale Lage zu bestimmen, wurden Erkundungsgrabungen im Bereich der Wurzeln durchgeführt. Insgesamt 14 Wurzelbrücken schützen heute das Wurzelwerk und sichern gleichzeitig die Stabilität, Dichtigkeit sowie Tragfähigkeit der Deichkrone, die im Hochwasserfall als Verteidigungsweg dient.


Baumbestand geschont, Artenschutz gewährleistet

Der Einbau der Spundwand sowie der Wurzelbrücken ermöglichten es, viele Bäume auf dem Deich unversehrt stehen zu lassen. Nur einige standen ungünstig und mussten deshalb entfernt werden. Vor der Fällung wurde kontrolliert, ob dort Brutvögel und Fledermäuse vorkommen, um dem Artenschutz gerecht zu werden.

 

Fällungen durch Planfeststellungsbeschluss auf ein Mindestmaß beschränkt

Im Mai 2014 starteten die Baumaßnahmen. Nachdem der Deich maroder war als angenommen und weitere Schutzmaßnahmen für die Bäume erforderlich waren, dauerte die Bauphase zwar vier Monate länger als geplant. Dennoch wurden bereits im Juli 2015 die Spundwände eingebaut. Drei Monate später war der Deich voll intakt.

 

Zudem verteuerte sich die Sanierung um 1,5 auf insgesamt 4,6 Millionen Euro. Doch die verstärkte ökologische Baumbegleitung war alternativlos: Ein Großteil der Bäume war durch den Planfeststellungsbeschluss geschützt. Überdies hatte die rechtzeitige Sicherstellung des Hochwasserschutzes für die Stadt Krefeld oberste Priorität.

 

Insgesamt eine stimmige und hochwertige Lösung

Ein ähnliches Ergebnis wünschen wir uns auch in Mannheim: Der Rheindeich in Krefeld-Uerdingen schützt rund 25.000 Menschen und 1.500 Betriebe vor einem Hochwasser, das statistisch alle 500 Jahre vorkommt. Mehr noch: Die Höhe der Deichkrone ist so bemessen, das sie ein solches Jahrtausend-Hochwasser um einen Meter überragt. Durch das gewählte Spundwand-Verfahren und einen zusätzlichen Schutz während der Bauphase konnte der Baumbestand weitestgehend vor der Fällung bewahrt werden. Auch dem Artenschutz wurde besondere Sorgfalt gewidmet. 


Weitere Informationen finden Sie hier:


https://www.lplan-landschaftsplanung.de/projekte/beispiele/detail/deichsanierung-krefeld-uerdingen


https://www.kr-one.de/fertigstellung-uerdinger-rheindeich/

 

https://www.wz.de/nrw/krefeld/stadtteile/uerdingen/deich-wird-1-5-million-euro-teurer_aid-29198673

 

www.mein-krefeld.de/die-stadt/stahl-bohlen-staerken-rheindeich-fakten_aid-36319607

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