Lösungen mit Baumerhalt

Lösungen mit Baumerhalt

Als „alternativlos“ bezeichnete die Stadt Mannheim für lange Zeit die umwelt- und naturschädigenden Sanierungspläne des Regierungspräsidiums (RP) Karlsruhe. 


Doch es gibt durchaus alternative Sanierungsmethoden, die Hochwasserschutz und Baumschutz in Einklang bringen: Hochwasserschutzwände. Das belegen Untersuchungen von erfahrenen Deichexperten und vereidigten Baumsachverständigen. Das beweisen bewährte Praxisbeispiele


Das  am 08.11.2022 veröffentlichte Gutachten des renommierten Wasserbau-Ingenieurs Dr. Ronald Haselsteiner untermauert: Der Einbau einer Spundwand als statisches Ersatzsystem in den vorhandenen Damm ist auch bei uns am Rheindamm die sinnvollste Sanierungsmethode. Der wertvolle Baumbestand könnte größtenteils bewahrt werden.


Das Fachgutachten von Dr. Ronald Haselsteiner: Der Einbau einer Spundwand als statisches Ersatzsystem ist die beste Lösung


Hochwassersicherheit und weitgehender Baumerhalt: Das ist laut dem erfahrenen Wasserbau-Ingenieur Dr. Ronald Haselsteiner, Geschäftsführer M&P Water, auch bei uns am Rheindamm in Mannheim machbar. Durch die Einbringung einer durchgehenden statisch wirksamen Spundwand könnten voraussichtlich bis zu 90 Prozent der Bäume  erhalten werden.


Haselsteiners Resümee und Empfehlungen: Grundsätzlich wird empfohlen, als eingriffsmindernde Alternative ein statisches Ersatzsystem auf der Dammkrone zusammen mit einem sachgerechten Deichkronenweg anzuordnen

und diese Bauweise als einziges Sonderprofil über die gesamte Länge umzusetzen. Dadurch kann der Eingriff der vorliegenden Planung, der bei dieser Maßnahme nach Auffassung des Gutachters nicht alternativlos ist und gleichzeitig auch ein erhebliches Maß aufweist, entscheidend verringert werden."  (siehe Fachgutachten zu Möglichkeiten der Eingriffsminimierung im Rahmen des Planfeststellungsverfahren zur Ertüchtigung des Rheindammes RHWD XXXIX im Bereich Mannheim" von Dr. Ronald Haselsteiner, S. 111f.)


Dem renommierten Deichexperten zufolge ist keine Deichverteidigung erforderlich (was das Regierungspräsidium Karlsruhe einfach behauptet). Denn das statische Ersatzsystem stellt den (als Planungsziel festgelegten) Hochwasserschutz sicher.


Sein Lösungsvorschlag bringt gleich mehrere entscheidende Vorteile. Denn er bietet im Vergleich zur Planung des RP Karlsruhe vor allem eine höhere Standsicherheit, eine höhere Dauerhaftigkeit (von 200 bis 300 Jahren), Nachhaltigkeit und Resilienz (sie überlebt auch eine Überströmung).


Schließlich ist die von Haselsteiner empfohlene Sanierungsmethode erheblich kostengünstiger: Nach seinen Berechnungen sind die Kosten der baumerhaltenden Spundwandlösung sogar um 30 bis 36 Prozent niedriger sind als die geplante Variante des RP Karlsruhe (Kostenberechnung und Kostenvergleich, siehe Folien 18  und 19 der Präsentation von Haselsteiner vom 07.12.2022).



Quelle: Präsentation von Dr. Ronald Haselsteiner, M&P Water, "Gutachten Rheindamm Mannheim - Kurzvorstellung" vom 08.11.2022


Am 08.11.2022 stellte Haselsteiner sein Fachgutachten in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik und des Betriebsausschusses Technische Betriebe (AUTB) vor. Am 07.12.2022 in der Öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats (BBR) Neckarau legte er darüber hinaus eine Kostenschätzung für die von ihm empfohlene Alternative vor. 

Quelle: Präsentation von Dr. Ronald Haselsteiner, M&P Water, "Rheindamm Mannheim: Gutachten – Alternative Lösung zur Eingriffsminimierung mit Betrachtung der Kostensituation" vom 07.12.2022, Folie 19


Das Gutachten von Haselsteiner, seine Kostenberechnung und seine beiden Präsentationen  sind hier abrufbar:


Fachgutachten Haselsteiner Präsentation Haselsteiner in der AUTB-Sitzung Beurteilung der Kostensituation Haselsteiner Präsentation Haselsteiner in der BBR-Sitzung (inkl. Kostenberechnung)


Ein Erdbau-Damm ist sehr verwundbar

Aufgrund seiner langjährigen Praxiserfahrungen  weiß Haselsteiner: Erdbau-Dämme können brechen, Dämme mit Spundwand nicht.


In einem Interview mit dem Mannheimer Morgen (28.11.2019) erklärt der erfahrene und anerkannte Ingenieur für Wasserbau anschaulich die großen Schwächen und Nachteile von Erdbaudämmen im Vergleich zu Spundwänden:

Ich kenne keinen Damm mit Spundwänden, der je gebrochen ist. Ein Erdbau-Damm dagegen ist sehr verwundbar: Wühltiere können das Erdreich aushöhlen oder Wurzeln einwachsen. Im schlimmsten Fall, nämlich wenn der Deich bei einem Jahrtausendhochwasser überflutet wird, versagt der Damm, sobald das Wasser über die Dammkrone fließt. Die Strömungskräfte erodieren Erdmaterial und führen zu einem Versagen der Böschung. Eine Spundwand dagegen ist aus massivem Stahl, stabil und beständig. In Bayern werden deshalb zum Beispiel die Deiche und Dämme inzwischen vornehmlich mit solchen robusten Systemen saniert.“ 


Fachgutachten von der Stadt viel zu spät beauftragt

Übrigens: Dieses wichtige Gutachten hatte die Stadt Mannheim erst im Frühsommer 2021  in Auftrag gegeben - unter dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit und nach einem Beschluss des Gemeinderats im Juli 2019. 


Bereits im Mai 2018 hatte die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in einer Petition dazu aufgefordert, eine alternative Sanierungsmethode gutachterlich prüfen zu lassen, die den Baumerhalt auf dem Rheindamm ermöglicht. Diese Petition haben mittlerweile mehr als 45.000 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet. 


Nachdem die Forderungen in der Verwaltung verhallten, beauftragte die BIG Ende 2018 zwei renommierte Experten mit Machbarkeitsuntersuchungen: den Wasserbau-Ingenieur Christian Schmidt und den Baumstatiker Dr. Lothar Wessolly.  Dass für den Rheindamm in Mannheim seit langem eine geeigete Hochwasserschutzlösung vorlag, ist dem ehrenamtlichen und finanziellen Engagement von Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken. 

Die Machbarkeitsstudie von Christian Schmidt: Eine durchgängige Spundwand bietet die höchste Sicherheit


Christian Schmidt, anerkannter Gutachter und Prüfingenieur für Geotechnik im Wasserbau, vom Ingenieurbüro KREBS+KIEFER, Darmstadt, bewies bereits in anderen Projekten, dass sich höchste Sicherheitsanforderungen an Dämme mit Baumbewuchs vereinbaren lassen: zum Beispiel beim Landwehrkanal in Berlin oder der Störwasserstraße in Schwerin.


In seiner  Machbarkeitsstudie  zur Ertüchtigung des Rheindamms in Mannheim zeigt er auf, dass es moderne Technologien gibt, die einen sehr sicheren Hochwasserschutz erzielen: Neben einer Dichtwand aus Beton schlägt er insbesondere eine durchgängig in den Damm eingelassene statisch tragende Spundwand aus Stahl vor.


Mit einer durchgängigen Spundwand könnte der heutige Damm bestehen und damit weitestgehend auch der kostbare Baumbestand erhalten bleiben. Ein Dammbruch ist bei dieser Methode ausgeschlossen. Ein Dammverteidigungsweg und die damit verbundenen Abholzungen wären damit nicht erforderlich. Ein Betriebsweg auf der Dammkrone (der auf dem Mannheimer Rheindamm grundsätzlich vorhanden ist) reicht aus.


Außerdem ist eine Überströmung des Damms bei dem Bemessungshochwasser ausgeschlossen, wie Schmidt darlegt. Der Damm hat bereits eine ausreichende Höhe, sodass eine Dammerhöhung nicht erforderlich ist.

Referenzprojekt Landwehrkanal Berlin von KREBS+KIEFER

Die baumstatische Studie von Dr. Lothar Wessolly: Bäume können zur Stabilisierung von Dämmen beitragen


Mit dem Ingenieur Lothar Wessolly konnte die BIG Lindenhof einen anerkannten Baumexperten gewinnen. Wessolly ist vom Regierungspräsidium Stuttgart öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger und Gutachter für die Verkehrssicherheit von Bäumen. Er begründete vor mehr als 30 Jahren das ingenieurwissenschaftlich fundierte Fachgebiet Baumstatik. Somit verfügt er über jahrzehntelange Erfahrung, was das Thema Baumbewuchs auf Dämmen angeht – Wissen, das in der DIN 19712 „Flussdeiche“ (der Planungsgrundlage des RP) nicht enthalten ist.


Laut Wessolly ist die Behauptung in der DIN, dass die Standsicherheit von Deichen durch Gehölze generell beeinträchtigt sei, nicht bewiesen. Der Baumstatiker, der in mehr als 13.000 Sicherheitsgutachten die Bruch- und Standsicherheit von Bäumen mittels Zugversuchen untersucht hat, weiß: Das Feinwurzelvlies vieler Baumarten wirkt wie ein Sandsack und hält den Deich zusammen. Anders ausgedrückt: Bäume können einen Damm mit ihrem Wurzelwerk grundsätzlich stabilisieren – destabilisieren ihn also nicht, wie die DIN-Mitglieder und damit auch das RP behaupten.

Wurzelausgrabungen des Baumstatikers Dr. Lothar Wessolly

Share by: