Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,
das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe untersucht immer noch, ob sich auf der gesamten Länge des Rheindamms von Neckarau bis Lindenhof eine statisch selbsttragende Spundwand einbringen lässt. Dazu sollen nach den Sommerferien zusätzliche Bohrungen am Rheindamm durchgeführt werden.
Im Januar hatte das RP angekündigt, die Spundwand-Variante zu prüfen (wir berichteten). Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Behörde erfordert dies weitere Untersuchungen. Unter anderem sehen die Planer neuerliche Bohrungen am Dammkörper vor. Zweck der Maßnahme ist es, „Informationen über die Bodenbeschaffenheit in größerer Tiefe zu gewinnen“.
Dabei liegt längst ein aufwendiges, 52-seitiges geotechnisches Gutachten (als Teil des Antrags) vor, das die Behörde schon im März 2017 (!) beauftragt hatte. Allerdings führten die Gutachter die Bohrungen in 15 Meter Tiefe nur in einigen Bereichen und nicht auf der kompletten Strecke durch – sehr wahrscheinlich deshalb, weil das RP eine durchgängige Spundwand als statisches Ersatzsystem frühzeitig ausgeschlossen hatte. So sind aufgrund dieses Planungsmangels wieder auf Kosten der Steuerzahlenden nunmehr weitere Erkundungen des Baugrunds erforderlich, was das Projekt weiter verzögert.
Baggerschürfe am Mannheimer Rheindamm im Juni 2019
Wir sind gespannt, was die neuen Bohrarbeiten zutage bringen werden. Bereits im Juni 2019 wurden nach ersten Bohrungen Baggerschürfe (Probelöcher) vorgenommen. Angetroffen wurden hierbei Ablagerungen von Kriegsschutt und sogar größere Betonblöcke. Dem Einbau einer Spundwand stehen diese allerdings nicht entgegen, wie es in einem Protokoll des RP vom 26.06.2019 heißt.
Manchmal findet sich auch erst bei den Bauarbeiten Unerwartetes. Zum Beispiel beim Uerdinger Rheindeich: Obwohl in dem 630 Meter langen Abschnitt allein rund 400 Bohrungen zur Sondierung von Kampfmitteln ausgeführt worden waren, entdeckten die Experten im Nachhinein kontaminiertes Material, Betonteile und sogar eine etwa 100 Meter lange Fläche aus Ziegelmauerwerk.
Ein weiterer interessanter Aspekt in Uerdingen nebenbei: Die Spundwand ließ sich dort in Millimeterarbeit einrammen, ohne dass selbst 500 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude am Rand der Baustelle Schaden nahmen.
Vorbildlich ist die Deichsanierung in Uerdingen (ebenso wie unsere anderen, lesenswerten Praxisbeispiele) auch in puncto Baumerhalt: Ein Großteil der Bäume war durch den Planfeststellungsbeschluss geschützt.
In Mannheim müssen wir dagegen weiter bangen: „Inwieweit diese Bauweise [der Einbau einer statisch tragenden Spundwand] dann zu einem geringeren Eingriff in den Baumbestand führen würde, wird ebenso geprüft“, heißt es gleichlautend in der Pressemitteilung des RP vom Januar wie vom Juli.
Dabei müssten die Planer in Karlsruhe von den vorgesehenen Massenabholzungen jetzt endlich Abstand nehmen – spätestens seit der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in seinem Urteil zum Hochwasserschutz bei Rheinstetten auch das letzte Argument des RP für die Baumfällungen entkräftet hat, wie wir im Newsletter vom 03.05.2024 berichteten. Wir freuen uns, dass der Mannheimer Morgen in seinem gestrigen Beitrag zum Rheindamm diesen wichtigen Aspekt aufgegriffen und somit eine breite Öffentlichkeit darüber informiert hat.
Herzliche Grüße
Sabine Jinschek Michael Detmer
Initiative Waldpark Mannheim e.V.