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Newsletter vom 01.05.2022

1. Mai 2022

2.000 Teilnehmende bei der Menschenkette, hohes Sicherheitsrisiko in der Bauphase, Mannheim EU-Modellstadt

Liebe Freundinnen und Freunde des Waldparks,


rund 2.000 Menschen waren am 24. April bei der von uns initiierten Menschenkette dabei. Aus diesem Anlass haben wir an die Haupt-Entscheidungsträger in Sachen Rheindammsanierung geschrieben. Unsere Botschaft: Ist Ihnen eigentlich bekannt, was für ein hohes Überschwemmungsrisiko allein in der Bauphase besteht?



Die unzureichende Sicherheit des neuen Erdbaudamms wird eine der wesentlichen Einwendungen sein – ebenso wie die Vernichtung von kostbarem Auwald. Wir meinen: Als „EU-Modellstadt“ für Klimaneutralität kann sich Mannheim eine Massenabholzung im Waldpark erst recht nicht leisten.



Unsere Menschenkette – Hohe Resonanz in Bevölkerung und Medien

Mit der Menschenkette und der – von Jutta Sichau organisierten – Mahnwache haben rund 2.000 Teilnehmende friedlich für einen sicheren Hochwasserschutz mit Baumerhalt demonstriert. Allein in der Menschenkette wurden nach rund einer Viertelstunde 1.460 Menschen gezählt, doch es kamen immer noch mehr dazu. Auch auf dem Damm in Neckarau versammelten sich Gruppen: beim Estragon, bei der Silberpappel, in der Nähe des Großkraftwerks – trotz Osterferien, hoher Corona-Fallzahlen und schlechter Wettervorhersage.


In den regionalen Medien waren die Menschenkette und Mahnwache ebenfalls Thema: Die Beiträge von Mannheimer Morgen, Rheinpfalz, Radio Regenbogen, Rhein-Neckar Fernsehen, SWR, Wochenblatt Mannheim, Lindenhof aktuell und Neckarau Almenhof Nachrichten sowie unsere Pressemitteilungen findet Ihr auf unserer Seite Medienmitteilungen und -berichte.


Wir danken allen von Herzen, die dabei waren und sich mit uns für die eindeutig bessere Lösung einsetzen. Darüber hinaus danken wir unseren Helferinnen und Helfern, die uns vor, während und nach der Aktion in vielfältiger Weise unterstützt haben. Unser besonderer Dank gilt Corrina von Tschammer und Stephan Greiling, die wochenlang unermüdlich vor allem in Neckarau mit den von ihnen kreierten Flyern und Plakaten für die Menschenkette getrommelt haben. Und auch allen, die uns mit Bildmaterial versorgt haben, allen voran Susann Schroeter und Dietmar Sebastian Fischer. Fotos und Videos findet Ihr auf unserer Internetseite zur Menschenkette, unserem YouTube-Kanal sowie auf Facebook und Instagram.



Schreiben an OB Kurz und Umweltbürgermeisterin Pretzell: Hohes Sicherheitsrisiko

Dass so viele Menschen gegen einen für immer baumfreien Damm in Erdbauweise protestieren, haben wir zum Anlass genommen, uns erneut an Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Umweltbürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell zu wenden.


Unser wesentliches Anliegen war es, insbesondere OB Kurz auf das enorme Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung in der jahrelangen Bauphase hinzuweisen. Aufgrund seiner vielfältigen Aufgaben als Stadtoberhaupt, seiner zahlreichen Aufsichtsratsmandate sowie seiner ambitionierten Aktivitäten auf europäischer und internationaler Ebene kann er verständlicherweise nicht jedes Planungsdetail kennen.


Die – völlig unzureichende – Dammsicherung sieht das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe laut FAQ des RP (Frage 261) wie folgt vor: „Bei der Erdbauweise wird zuerst die landseitige Hälfte des bestehenden Dammes rückgebaut und sofort neu errichtet – in dieser Zeit dient die wasserseitige Hälfte dem Hochwasserschutz. Danach geht es analog auf der Wasserseite weiter. Die Realisierung erfolgt in Abschnitten von 100–300 m, so dass die baubedingt geschwächten Bereiche vor einem Hochwasser rechtzeitig wieder verstärkt werden können.“

Das bedeutet: Über viele Jahre soll abschnittsweise nur ein halber Damm uns Bürgerinnen und Bürger vor Hochwasser schützen. Die Gefahr einer Überflutung von halb Mannheim wäre enorm!


Ministerpräsident Kretschmann, Umweltministerin Walker, handeln Sie verantwortungsvoll!

Angesichts dieses massiven Schwachpunkts eines Erdbaudamms haben wir außerdem an den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und die Umweltministerin Thekla Walker geschrieben. Denn sie verantworten das „Dammertüchtigungsprogramm Baden-Württemberg“, die Basis des ganzen Planungs-Irrsinns.


„Die Hochwasserkatastrophen dieses Jahres haben uns einmal mehr gezeigt, wie notwendig Vorsorge ist. […] Das Land ist sich seiner Verantwortung bewusst und unterstützt die Kommunen bei ihren Bemühungen“, erklärte Walker in einer Pressemitteilung vom 25.11.2021. Zugleich legt das ihrem Ministerium unterstellte RP Karlsruhe der Stadt Mannheim Sanierungspläne für eine unsichere Hochwasserschutzmaßnahme vor. Die Hochwasserschutzwand als sicherste Lösung lehnt Walker ab. Und scheut nicht einmal vor der falschen Behauptung, bei Hochwasserschutzwänden könne es zu „spontanem Versagen" kommen. Eine Behauptung, die sie später zurücknehmen muss. (Nachzulesen auf der Seite Kleine Anfragen an den Landtag.)


Alles in allem ein eindeutiger Beleg, dass sich das Land seiner Verantwortung in puncto Hochwasserschutz keinesfalls bewusst ist. Daher appellieren wir an Kretschmann und Walker: „Handeln Sie in Sachen Hochwasserschutz endlich verantwortungsvoll und hören Sie auf, im ganzen Land die wenigen verbliebenen Auwälder sinnlos zu vernichten!“ (Die Schreiben finden sich hier.)




Mannheim: „EU-Modellstadt“ mit wertvollem Auwald

Wusstet Ihr, dass unser Waldpark zu den letzten ein Prozent der intakten Auwälder in Deutschland zählt? Bei der Sanierung des Rheindamms in Mannheim will das Land BW einen Teil dieses raren Auwalds für den Hochwasserschutz zerstören. Was noch in weiterer Hinsicht absurd ist: Denn im Rahmen des „Integrierten Rheinprogramms“ des Landes sollen Auen erhalten und wiederhergestellt werden sollen, um den Hochwasserschutz am Oberrhein zu verbessern.


Ein langjähriger Freund von uns drückte es kürzlich so aus: „Tausend alte Bäume abholzen, wo es doch ausgezeichnete Alternativen zum Deichschutz gibt? Welche andere Industriestadt hat denn einen Urwald im Park und vernichtet den dann freiwillig? Im Vertrauen darauf, dass das nur Fake News sind, grüsst ein Ex-Mannheimer.“


Doch leider sind es keine Fake News. Lasst uns deshalb weiter dafür kämpfen, dass Mannheim sich gegen die vom Land geplante Massenrodung CO2-speichernder Bäume stellt. Als EU-Modellstadt für Klimaneutralität – ein Siegel, mit dem sich die Stadt jetzt schmücken darf – kann sich Mannheim eine solche klimaschädliche Maßnahme noch weniger leisten.




Einwendungen – Wenn die Bagger rollen, ist es zu spät!

Das Sicherheitsrisiko eines Damms in Erdbauweise sowie die sinnlose Zerstörung von wertvollen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen sind wesentliche Argumente, die alle Bürgerinnen und Bürger gegen das Vorhaben anführen können. Wir erarbeiten weiterhin Einwendungen und freuen uns über die Verstärkung unserer Arbeitsgruppe, die wir dazu gebildet haben. Wenn die Unterlagen veröffentlicht werden und die Einwendungsfrist beginnt, werden wir Mustereinwendungen auf unserer Internetseite Einwendungen einstellen. Nach Angaben der BIG Lindenhof könnte dies nun voraussichtlich nach den Pfingstferien, also ab Mitte Juni, der Fall sein.


Bei der Aktion am 24. April haben wir ein Merkblatt Einwendungen verteilt. Viele, möglichst unterschiedliche Einwendungen zu erheben, ist im Verfahren sehr wichtig. Wenn die Bäume abgeholzt werden und die Bagger erst rollen, ist es zu spät!


Herzliche Grüße


Sabine Jinschek    Michael Detmer

Initiative Waldpark Mannheim e.V.

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